Fulminanter Start der Wieslocher Migrationsgeschichte/n

Ein berührender Moment: In der gut besuchten Aula des Ottheinrich Gymnasiums trugen zwanzig Mitbürger*innen in kurzen Statements ihre persönliche Migrationsgeschichte vor. Foto: privat

 

Am Vorabend des Tags zur Deutschen Einheit startete die Veranstaltungsreihe „Wieslocher Migrationsgeschichte/n – ein symbolträchtiger Termin für ein aktuelles Thema und eine brennende Frage: Was unterstützt Integration und was können wir aus der Geschichte früherer Einwanderung für heute positiv lernen?

Dr. Birgit Hoffmann von der Universität Heidelberg zeigte in einem Rückblick die verschiedenen Migrationsbewegungen in Europa seit 1945.

Die Psychoanalytikerin Leszczynska-Koenen erläuterte den Gedanken, dass zum Verlauf jedes Lebens Trennung und Abschied gehören, dass aber die Vertrautheit mit und die Anwesenheit von Familie das Rüstzeug liefern, dieses zu bewältigen. Wie einschneidend sind daher die Verlusterfahrungen der Geflüchteten. Treffen mit Landsleuten in Cafés, Sportvereinen und Kulturvereinen seien daher lebenswichtige Inseln der Vertrautheit, sie würden zu Unrecht als „Parallelgesellschaft“ kritisiert.

Roland Paul vom Institut für pfälzische Geschichte informierte nach der Pause über die pfälzischen „Wirtschaftsflüchtlinge“, die ab dem frühen 18. Jh. auswanderten, um Hunger und Armut in der Kurpfalz hinter sich zu lassen: Als „palatines“ nach Nordamerika, als „Donaudeutsche“ in den Banat, die Batschka und die Bukowina, als „Wolga- und Schwarzmeerdeutsche“ in die heutige Ukraine.

Den Einwandererzeitstrahl gestalteten Wieslocher*Innen, die als angeworbene Krankenschwester, als Geflüchteter im Jugoslawienkrieg, als Russlanddeutsche, als Kind der sogenannten Gastarbeiter, der Liebe wegen oder aus beruflichen Gründen nach Wiesloch kamen, hier leben, arbeiten und die Gemeinschaft mitgestalten. Ein berührender Moment, der bei vielen Zuhörern Gänsehaut verursachte.

Ein gelungener Auftakt! Herzlichen Glückwunsch an den Initiator Wolfgang Widder und an die Bürgerstiftung für das  Projekt Wieslocher Migrationsgeschichte/n.